Stevens Vapor 2018 – Erste, zweite und tiefe Eindrücke

Der New Bike Day ist der schönste Feiertag im Kalenderjahr. Die Geschenke an diesem Tag enttäuschen garantiert nie (schließlich hat man ein neues Fahrrad zu Hause), man kann ihn immer dann stattfinden lassen, wenn es gerade praktisch ist und wenn es wirklich hart auf hart kommt, kann man ihn auch öfter als 1 Mal pro Jahr feiern.

Manchmal kommt ein NBD aber auch ein wenig überraschend, so wie bei mir. Vor ein paar Wochen habe ich die Möglichkeit bekommen, das Stevens Vapor zu testen, das Alu-Topmodell der hervorragenden CX-Bikes des Hamburger Herstellers. Well, das Testbike habe ich behalten, und das kam so.

Eine Vorstell­runde

Das Vapor ist ein Cyclocross-Rad der eher klassischen Sorte. Auf Gravel-Experimente lässt man sich im Norden Deutschlands nicht ein, man setzt auf Bewährtes, schließlich weiß man ziemlich gut, wie man Räder für den Offroad-Einsatz baut. Das Vapor teilt sich die Geometrie mit dem Prestige und Super Prestige, also dem Fahrrad des mehrfachen CX-Weltmeisters. Wer eine Ausrede sucht, wieso er oder sie am Wochenende das Querfeldeinrennen nicht gewonnen hat, braucht ein anderes Fahrrad. Dieses Rad ist schnell.

Man kann genussvoll in Kurven hineinknallen, bekommt immer präzises Feedback, wieviel Geschwindigkeit man sich noch erlauben kann und wenn man doch verzögern muss, sind die hervorragenden Ultegra-Scheibenbremsen (Flat-Mount und natürlich hydraulisch) stets zur Stelle. Der kurze Radstand hilft dabei, durch den Wald zu wieseln, ohne allzu viel Negativbeschleuning aufzureissen. Wenn man wider Erwarten beschleunigen muss, wird die Muskelkraft ohne große Widerstände in Vortrieb umgewandelt, in der neuen Ultegra-Kurbel entfaltet sich die gesamte Wucht der Schenkel in Richtung Antrieb, auch die Gänge werden ohne zu Mucken und präzise geschalten. Das macht auf engen Trails riesige Freude und ist auch im Renneinsatz sehr praktisch. Man möchte die eigenen Strava-PR geradezu vaporisieren.

  • Vapor 2018 HeckFlatmount Ultegra Bremsen sorgen für Bremsbiss, die Steckachse dafür, dass alles dort bleibt, wo es sein soll.
  • Auch für breite Reifen ist vorne in der Carbon-Gabel viel Platz.
  • Der Ultegra-Umwerfer sorgt für knackiges Schalten, ausgeliefert wird das Vapor mit einer sehr nützlichen 11-32 Kassette (vorne 46-36).
  • Schwalbe X-OneDer Bruder vom G-One ist auf Asphalt ok flott und im Gelände sehr vielseitig. Fürs ganz Grobe reicht er nicht.

Abseits der Renn­strecke

Wer jetzt aber denkt, dieses Rad wäre nur etwas fürn Stress, macht einen Fehler. Die Geometrie ist zwar sportlich, einem Endurance-Rennrad nicht unähnlich, längere Ausfahrten lassen sich mit Freude bewältigen. Vorne sorgt die großartige Carbon-Gabel für Komfort, schluckt viele kleine und größere Schläge mit Bravour, gemeinsam mit den breiten Reifen ist man auch auf Asphalt sportlich, aber bequem unterwegs. Der Aero-Lenker ist sehr bequem, auch die oberen Positionen laden zum Festhalten ein, wenn man dem Rücken ein wenig Entspannung gönnen möchte.

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Möchte man eine Reise tun, stehen viele Möglichkeiten für Anbauten zur Verfügung, egal ob für Kotflügel, Gepäckträger vorne oder hinten oder Bikepacking-Taschen. Auch wenn bei mir die erste Reise mit der neuem Reibn noch ansteht, bin ich mir ziemlich sicher, dass das Vapor ein treuer Begleiter sein wird.

Ab­schließ­ende Worte

Das Vapor ist ein hervorragend ausgestattetes Rad ohne viel Schnickschnack, ein agiles Allround-Bike, das im Winter und im Sommer, auf der Straße und abseits davon ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich hatte in den letzten Wochen und Monaten die Möglichkeit, auf einigen feinen Geräten zu sitzen, zum Beispiel dem brandneuen Rondo Ruut Al, das mir auch große Freude bereitet hat und vom ersten Wow-Faktor dem Vapor die Schneid abkauft. Aber neu ist nicht unbedingt immer und automatisch besser, das Vapor bietet einen Mix, der Spaß macht, aber auch Vertrauen vermittelt. Man hat das Gefühl, dass man mit diesem Fahrrad ziemlich weit kommt, ganz ohne Mätzchen, und wenn man möchte, dann kommt man damit auch ziemlich schnell ans Ziel.

Wenn man das Haar in der Suppe suchen möchte, findet man die Flucrum-Laufräder, die sehr gut, aber nicht ultraleicht sind und eventuell die Schwalbe X-One, die in der Gumwall-Version zwar wirklich fesch ausschauen, aber auf das Wiener Geläuf im Winter nicht immer die richtige Antwort parat haben, da bieten sich natürlich die Weltmeisterreifen von Challenge an, der Baby Limus, zum Beispiel. Upgrades machen das Fahrradleben schön. Um den Preis wird man sich schwer tun, ein besseres Fahrrad zu finden, das so einen breiten Einsatzzweck abdeckt. Deswegen steht jetzt ein Vapor auch in meiner privaten Garage, ha (und wegen dem Lackschaden, den ich produziert habe...)

Als nächsten Test gibt es Ausfahrten mit einem Carbon-Crosser, auf einem sehr speziellen Rad.

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